Tourismusakzeptanzsaldo

Tourismusakzeptanzsaldo

Bereich: Vorteile für die Bevölkerung

Informationen

Allgemeine Informationen

Relevanz/Aussagekraft:

Der Tourismusakzeptanzsaldo misst die Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem Tourismus in einer Destination. Er dient als zentraler Stimmungsindikator zur Einschätzung, wie Tourismus in der Region wahrgenommen wird und in welchem Maße positive oder negative Wirkungen überwiegen.

Berechnet wird er als Differenz zwischen dem Anteil der positiv eingestellten Bewohner*innen (Top 2) und dem Anteil der negativ eingestellten Bewohner*innen (Low 2). Ein hoher positiver Saldo zeigt breite Zustimmung und hohe Akzeptanz, während ein negativer Wert auf kritische Haltungen oder Belastungsempfinden hindeutet.

Der Indikator unterstützt das Nachhaltigkeitsmonitoring im Bereich sozialer Verantwortung und dient als Frühwarnsystem für Akzeptanzprobleme. Er bietet eine Grundlage für Kommunikationsstrategien, Bewusstseinsbildungskampagnen, die Steuerung von Maßnahmen zur besseren Einbindung der Bevölkerung sowie für Besucherlenkung, Beteiligungsprozesse und strategische Tourismusentwicklung.

Aufgrund seines Einflusses auf die Lebensqualität der Einheimischen, die politische Akzeptanz und die langfristige Standortattraktivität besitzt der Indikator eine hohe Relevanz. Eine regelmäßige Erhebung nach standardisierter Methodik ermöglicht belastbare Zeitvergleiche und eine gezielte Weiterentwicklung nachhaltiger Tourismusstrategien.


Definitionen/Begriffsklärungen:

Unter Bewohner*innen wird die ständige Wohnbevölkerung einer Destination verstanden. Sie umfasst alle Personen, die ihren Hauptwohnsitz in der betrachteten Gemeinde oder Region haben und somit direkt von den Wirkungen des Tourismus betroffen sind. Ihre Einstellungen und Wahrnehmungen bilden die Grundlage für die Bewertung der Tourismusakzeptanz.

TAS-W (Wahrnehmung) misst die allgemeine Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem Tourismus und zeigt, wie positiv oder negativ der Tourismus insgesamt wahrgenommen wird.

TAS-P (persönliche Betroffenheit) erfasst, wie stark sich die Bevölkerung persönlich vom Tourismus betroffen fühlt – also individuelle Wahrnehmung von Nutzen oder Belastung.


Empfohlene Ebene:

Es wird sowohl die lokale als auch die regionale Ebene empfohlen.


Limitationen/Weiterentwicklungsbedarf:

Die Aussagekraft des Tourismusakzeptanzsaldos auf Landesebene ist begrenzt, da innerhalb eines Bundeslands erhebliche regionale Unterschiede bestehen, die ein einheitliches Bild verzerren können. Ein nationaler Vergleich ist nur eingeschränkt möglich, da strukturelle und kulturelle Unterschiede zwischen den Ländern die Ergebnisse beeinflussen. Zudem erfordert die Erhebung einen hohen personellen und methodischen Aufwand, sodass eine Eigenerhebung durch DMOs oder Kommunen meist nicht realisierbar ist und in der Regel eine Beauftragung externer Dienstleister*innen notwendig wird, was die Durchführung zusätzlich kostspielig macht. Empfohlen wird daher ein standardisierter Paketpreis für Bundesland/Regionen/Orte zur besseren Finanzierbarkeit.

Auch der Zeitpunkt der Befragung beeinflusst die Resultate: Erhebungen während Haupt- oder Nebensaison können durch besonders hohe Besucherzahlen oder tourismusarme Phasen verzerrt werden, weshalb eine Erhebung in der Zwischensaison empfohlen wird. 

Erhebung

Parameter:

Differenz zwischen dem Anteil der positiv eingestellten Bewohner*innen (Top 2) und dem Anteil der negativ eingestellten Bewohner*innen (Low 2)

Wert zwischen -100 bis +100


Datenquelle:

Repräsentative Befragung der Bewohner*innen ab 16 Jahren über Drittanbieter oder per Eigenerhebung 


Erhebnungsfrequenz:

Erhebung nur mit größerem Zeitabstand sinnvoll, d.h. alle 3-5 Jahre; empfohlener Erhebungszeitraum: Zwischensaison 


Schritte zur Erhebung:

1. Definition der Zielgruppe: Befragung der Bewohner*innen der betrachteten Destination bzw. Region.

2. Befragungsmethode: Standardisierte Bewohner*innenbefragung (online, telefonisch oder persönlich) auf Basis einer repräsentativen Stichprobe.

3. Frage zu TAS-W (Wahrnehmung):
„Wie sehen Sie die Auswirkungen des Tourismus auf [Region] in der heutigen Situation?“
Antwortskala:
1 = überwiegend negativ
2 = eher negativ
3 = neutral
4 = eher positiv
5 = überwiegend positiv
Option: „weiß nicht“

4. Frage zu TAS-P (persönliche Betroffenheit):
„Wie sehen Sie die Auswirkungen des Tourismus in [Region] in der heutigen Situation für sich persönlich?“
Antwortskala wie oben (1–5, + „weiß nicht“)

5. Berechnung der Indikatoren:
Für beide Fragen wird der Saldo berechnet:
Anteil positiver Antworten (4+5) minus Anteil negativer Antworten (1+2).
→ Ergebnis: TAS-W und TAS-P in Prozentpunkten (–100 bis +100).

 

Geschätzte Kosten:

Die Kosten variieren je nach Umfang der Befragung erheblich und liegen zwischen einem mittleren vierstelligen Betrag für einen Ort und einem mittleren fünfstelligen Betrag für die Landestourismusebene.
 


     
 

 

Auswertung

Gewünschte Entwicklungsrichtung & Zielbezüge: 

Ziel ist ein stabiler oder steigender Tourismusakzeptanzsaldo, der eine breite Zustimmung der Bevölkerung (TAS-W) und eine geringe wahrgenommene persönliche Belastung (TAS-P) signalisiert. Langfristig sollte eine positive Entwicklung beider Werte angestrebt werden, um die gesellschaftliche Rückendeckung des Tourismus zu sichern. Grundlage dafür ist eine regelmäßige Erhebung über mehrere Jahre, um Trends zu erkennen und gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Akzeptanz ableiten zu können.

Während die Zielrichtung klar ist, sollten konkrete Zielwerte individuell für jede Destination festgelegt werden und können nicht verallgemeinert werden.


Interpretationshilfe: 

Je niedriger der TAS-Wert, desto größer ist der Anteil der Bevölkerung, der die Auswirkungen des Tourismus negativ bewertet, im Vergleich zu jenen mit einer positiven Wahrnehmung – und umgekehrt. Ein Wert von –100 bedeutet, dass ausschließlich negative Beurteilungen vorliegen, während ein Wert von +100 ausschließlich positive Einschätzungen widerspiegelt.

Durch den hohen Standardisierungsgrad des Indikators lassen sich die Ergebnisse einfach interpretieren und bieten eine vergleichbare Grundlage für unterschiedliche Betrachtungsebenen. Laut Deutschem Institut für Tourismusforschung zeigen erste Anwendungserfahrungen, dass der TAS nicht nur für Zeitvergleiche geeignet ist, sondern auch als geografischer Benchmark innerhalb und zwischen verschiedenen Raumkategorien (z. B. Kommune, Region, Bundesland, Deutschland, Europa) genutzt werden kann.

 

 

Projektpartner