An- und Abreise bedingte Treibhausgasemissionen
Bereich: Klimaschutz im Tourismus
Informationen
Allgemeine Informationen
Relevanz/Aussagekraft:
Der Indikator beschreibt die durch die An- und Abreise freigesetzten Treibhausgasemissionen, die in die Erdatmosphäre abgegeben werden und so zur Erderwärmung beitragen.
Der Indikator misst die durchschnittlichen Treibhausgasemissionen pro Gast bzw. Aufenthaltstag, die durch die Wahl des Verkehrsmittels verursacht werden. Er macht die Klimawirkung touristischer Mobilität sichtbar und schafft eine strategische Grundlage für die Entwicklung klimaschonender Mobilitätspraktiken.
Die Problemrelevanz ist hoch: Regionale Einflussmöglichkeiten sind begrenzt, die Steuerung dennoch erforderlich. Der Indikator unterstützt die Integration von Klimazielen in das touristische Management und fördert eine evidenzbasierte Ausrichtung auf emissionsärmere Anreiseformen.
Definitionen/Begriffsklärungen:
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Empfohlene Ebene:
Es wird sowohl die lokale, regionale als auch die Landesebene empfohlen.
Limitationen/Weiterentwicklungsbedarf:
Zur Erhebung dieses Indikators ist eine Gästebefragung als Eigenerhebung Fremderhebung nötig. Insofern ist besonders die Ermittlung der Verkehrsmittelverteilung mit Kosten verbunden. Für die methodische Einheitlichkeit sollten die unten genannten Items verwendet werden, um auch Tagesgäste in die Berechnung einzubeziehen.
Erhebung
Parameter:
An- und Abreise bedingte Treibhausgasemissionen pro Übernachtungsgast pro Aufenthaltstag.
Einheit: kg CO2e
Datenquelle:
- Emissionsfaktoren: TREMOD (UBA)
- Verkehrsmittelverteilung: Gästebefragung als Eigen- oder Fremderhebung
- Distanzen: verschiedene Sekundärquellen
Erhebnungsfrequenz:
Alle 3 Jahre
Schritte zur Erhebung:
1. Durchführung einer Gästebefragung mit folgenden Fragen und Items:
“Mit welchem Verkehrsmittel sind Sie hauptsächlich angereist?”
- PKW Verbrenner/Hybrid
- PKW Plugin-Hybrid
- PKW Elektro
- PKW mit Wohnwagen
- Wohnmobil
- Motorrad
- Bahn Fernverkehr
- Bahn Regionalverkehr
- Reisebus
- Flugzeug
- Schiff, Fähre
- Sonstiges
"Wo haben Sie ihren Wohnsitz?"
- Bundesland angeben
- Land angeben
2. Berechnung der Verkehrsmittelverteilung nach Bundesland & Land
- Nutzung der Daten der Befragung
3. Ermittlung der durchschnittlichen Distanzen nach Art der Fortbewegung und prozentualer Verteilung pro Bundesland
- Verwendung der Hauptstadt-Methode (Distanz von jeweiliger Hauptstadt zu Destination)
- Straße: Google Maps (kürzeste oute, Bhf zu Bhf)
- Schiene: Falk (kürzeste Route, Bhf zu Bhf)
- Luftlinie: Luftlinie (Flughafen zu Flughafen)
4. Aufteilung der Verkehrsmittelverteilung nach Gästeankünften
5. Berechnung des Gesamttransportvolumens (TV) pro Verkehrsmittel:
TV = DVM,BL x AVM x 2,15
VM: Verkehrsmittel
DVM,BL: durchschnittliche Distanz pro Art der Fortbewegung und Bundesland
AVM: Anzahl der Gästeankünfte pro Verkehrsmittel
2,15: Faktor für Hin- und Rückweg zzgl. Umwegfaktor von 15%
6. Ermittlung der Treibhausgasemissionen pro Verkehrsmittel
THG = TVVM x EF
7. Ermittlung der Gesamt-Treibhausgasemissionen
= Summe der Emissionen aller Verkehrsmittel
8. Berechnung des Parameters pro Übernachtung
THG Übernachtung = Gesamtemissionen/Gesamtübernachtungen
9. Berechnung des Parameters pro Aufenthalt
THG Übernachtung = Gesamtemissionen/Gästeankünfte
Auswertung
Gewünschte Entwicklungsrichtung & Zielbezüge:
Die gewünschte Entwicklungsrichtung sind sinkende Werte für beide Parameter, da die Emissionen der An- und Abreise stetig verringert werden sollen. Die Entwicklung kann anhand von Zeitreihen in der eigenen Destination gemessen werden. Benchmarks sind nur bei Destinationen mit sehr ähnlicher Gäste- und Infrastruktur sinnvoll. Auch eine Orientierung an bundes- oder landesweiten Zielbezügen der Treibhausgasreduktion sind möglich. Deutschland soll bis 2045 die Netto-Treibhausgasneutralität erreichen.
Interpretationshilfe:
Dieser Indikator ist stark von der in der Destination vorhandenen Verkehrsinfrastruktur abhängig. Bei schlechter Anbindung mit dem öffentlichen Personenverkehr sind die Werte automatisch höher, da viele Gäste z.B. mit dem Auto anreisen müssen. Die Verkehrsinfrastruktur muss zur Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.
Auch die Quellmärkte der Destination beeinflussen das Ergebnis stark. Wenn die Destination vor allem von Gästen aus dem Umkreis oder aus Deutschland besucht wird, sind die Distanzen deutlich kürzer als bei Gästen aus dem entfernteren Ausland bzw. Gästen von anderen Kontinenten. Je weiter die Distanz, desto eher wird zur Anreise das Flugzeug genutzt. Weiter entfernte Quellmärkte und die Nähe zu größeren Flughäfen erhöhen dementsprechend tendenziell die An- und Abreise bedingten Treibhausgasemissionen.
Zum Vergleich: Das klimaverträgliche Tagesbudget eines Menschen beträgt 4,1 kg CO2e pro Tag, wenn die globale Klimaerwärmung auf 1,5° C begrenzt werden soll.